„Digitalisierung“ an Berufsschulen

Lisa macht bei uns eine Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement und möchte uns von ihren Erfahrungen zur “Digitalisierung” an Berufsschulen erzählen. Sie hat uns mehrfach über die Zustände und Äußerungen an ihrer Berufsschule berichtet, die sich hinter dem so modern klingenden Ausbildungsberuf verbergen. Erhalten Sie jetzt einen Einblick in das Ausbildungsgeschehen von heute.

“Zwischen Portoberechnung, T-Konten und dem manuellen Versand von Schriftstücken in Papierform bleibt die eine oder andere digitale Lösung schon mal auf der Strecke. Dieses Szenario gehört leider zum Alltag an den heutigen Berufsschulen. Geschrieben wird noch an staubigen grünen Tafeln, die den Krieg gerade so überlebt haben.

Overheadprojektoren zerstören das Raumklima wie schon vor 20 Jahren. Beamer hängen von der Decke, tragen aber eine dicke Staubschicht und verfügen über den Antiquitätenstatus. In Benutzung sind diese allerdings immer öfter. Über die Qualität kann man sich streiten. Genauso wie über die Qualität der sogenannten „PowerPoint Präsentationen“ der Lehrer. Das ist allerdings Ansichtssache. Ob das verschwommene Bild des Beamers von der Technik kommt, oder der Raufasertapete an der Wand lässt sich nicht genau sagen. Vielleicht liegt es aber auch an den Lehrern die mit dem sogenannten „technischen Fortschritt“ überfordert zu sein scheinen und das Internet als Modeerscheinung abstempeln.

Digitalisierung improvisieren


Hier und da wird allerdings versucht aus der Situation das Beste zu machen. Excel und Word gehören fest zum Lernalltag. Der vermittelte Stoff scheint auf den ersten Blick ausreichend zu sein. Schaut man allerdings etwas mehr in die Tiefe, ist man auch hier von den Zuständen überrascht – leider nicht gerade positiv. Das Arbeiten mit Tabellen in Excel ist notwendig, interessant und wird auch den Schülern nähergebracht. Schüler, die allerdings wirklich Interesse an den technischen Umsetzungen von Excel zeigen, sind verloren.

Tiefgreifende Fragen, bzw. die Frage nach näheren Erklärungen, können nicht beantwortet werden. Einfach aufgrund fehlenden Fachwissens der Lehrer. Genauso verhält es sich im Umgang mit Word. Fragen können kaum beantwortet werden. Wieso, weshalb, warum das Programm so reagiert, wenn man bestimmte Funktionen nutzt, kann nicht erklärt werden.

Deprimierte Schüler, offene Fragen und genervte Lehrer sind die Folge.

Es scheitert allerdings nicht nur an dem fehlenden Fachwissen, sondern auch an der fehlenden Technik. Es sind PCs vorhanden. Tastaturen und Mäuse ebenso. Ausreichend natürlich auch. Über die Ausstattung an sich kann man nicht meckern. An den Programmen leider schon. Microsoft wird genutzt, erstmal positiv. Es wurde in den letzten Ferien auch das neuste Update durchgeführt, auch positiv. Die Zeit, die allerdings bis dahin vergangen ist, ist abermals erschreckend.

Bildung im Konjunktiv

Kein Lehrer fühlt sich für die technisch-administrativen Aufgaben zuständig und somit bleiben Updates, Upgrades und Ähnliches solange auf der Strecke, bis Schüler auf die Barrikaden gehen und sich beschweren. Aber wann passiert das schon mal. Die technische Ausstattung in den privaten Räumen lässt auch zu wünschen übrig. Es gibt noch Schüler, welche kaum die Möglichkeit besitzen einen PC zu nutzen. Dann sollten wenigstens die Möglichkeiten in der Schule nutzbar sein. Die Betonung liegt hier auf „sollten“.

Hin und wieder gibt es Schüler, welche es einfach gewohnt sind, statt mit Tinte am Tablet oder anderen Geräten mitzuschreiben. Das Interesse an der IT und den modernen Möglichkeiten zu lernen steigt kontinuierlich. Genau diese Schüler sind es, die von Lehrern, Schülern und teilweise sogar Studenten schief angeschaut werden, weil sie eben keinen Holz-Lamy-Füller in der Hand halten und sich das Papier mit auslaufender Tinte versauen. Eselsohren, die besagten Tintenflecken und Textmarker in allen Regenbogenfarben, gehören nicht mehr zu dem eigentlichen Standard.

Packesel trotz eBooks

Ums Thema „Bücher schleppen“ kommt leider noch keiner von uns herum. Auch die Schüler mit der technischen Ausstattung tragen noch gefühlt 10kg Bücher am Tag mit in die Schule. Wie unnötig in Zeiten von E-Books und digitalem Papier es doch scheint. Bücher können privat erworben werden, das kostet zwar eine Menge Geld, welches kaum ein Azubi vorweisen kann, nimmt einem allerdings die Last, bloß keine Spuren in den heiligen, geliehenen Büchern zu hinterlassen. Über das Datum der Auflage dieser Bücher möchte ich an dieser Stelle nicht weiter eingehen. Nur so viel – Auf dem neusten Stand heißt was anderes. Die Möglichkeit, Schulbücher in digitaler Form zu erwerben, bleibt aber leider den Studenten an Universitäten und Hochschulen vorbehalten. Traurig, aber wahr.

Der Auszubildende, welcher irgendwann auf den Arbeitsmarkt losgelassen wird und frischen Schwung in die Betriebe bringen soll, wird auf der Strecke gelassen. Viele Arbeitgeber erhoffen sich Innovationen, wenn ein junger, neuer, scheinbar gut ausgebildeter Mitarbeiter in den Betrieb kommt. Diese Hoffnungen werden aber oftmals enttäuscht, fragt man diesen doch mal nach den Lerninhalten der Berufsschule. Die Auswahl der richtigen Briefmarke ohne Google belästigen zu müssen, wird allerdings zu seinen Stärken zählen.

Neues im Hinblick auf Technik oder die Nutzung neuer Programme ist leider Fehlanzeige.

Woher soll dieses Wissen auch kommen? Privat setzen sich nur Wenige hin und tüfteln an neuen Ideen. Es sei denn man hat einen zukunftssicheren Job in der IT und einen Programmierer als Freund. Aber wen trifft dieses Glück schon. Das lässt sich vielleicht an einer Hand abzählen.
Es muss sich dringend etwas ändern. Am besten schon gestern. Aber anstatt den DeLorean zu starten und Richtung Zukunft aufzubrechen, schnappe ich mir jetzt meinen allseits treuen Füller, klemme mir meine schweren Bücher unter den Arm und mache mich auf Richtung Digitalisierung.”

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